Handarbeitsausstellung auf dem Beyer-Hof


Henny Beyer (li) präsentiert ihre Handarbeitsausstellung

Diese Vorstandsdamen sorgten für das leibliche Wohl der Besucher


In früheren Jahrhunderten lernten Töchter aus gutem Hause das Sticken, einmal, um ihre Aussteuer mit dem Monogramm zu versehen, zum anderen zur Beschäftigung. Henny Beyer hat die Stickereien aus sieben Generationen ihrer Familie in einer Truhe verwahrt. „Eigentlich viel zu schade“, sagte sie sich und dachte über eine Ausstellung nach, die der Landfrauenverein Wilstermarsch jetzt präsentierte. Zu sehen waren Sticktücher mit Zahlen und Buchstaben, wie sie wohl jeder in der Schule als Grundlage der Stickerei angefertigt hat. Aber auch Schrankbänder, die mit Sinnsprüchen bestickt die Regalborde der Wäscheschränke zierten, Probestücke aus Stickerei Werkstätten und Tischdecken werden zu sehen sein. So gehörte eine quadratische Seidendecke zu den Ausstellungsstücken, die 1926 eine Gesellenarbeit war. „Tante Hilde war später Stickereimeisterin mit eigener Werkstatt in Hamburg“, berichtet Henny Beyer, die an jedes Exponat einen Herkunftszettel geheftet hat. Ihre Mutter Adelheid Neubert hat die Stücke wiederum von ihrer Mutter erhalten. „Jeder hat immer irgendwelche Erinnerungsstücke bei meiner Großmutter in Verwahrung gegeben“, erinnert sich Henny Beyer. Alles wurde in der großen abgeschlossenen Truhe gesammelt, die jetzt auf dem Beyer-Hof steht. Das älteste Stück stammt von 1742 aus dem Besitz von Lisette Flügel, einer Großtante von Beyers Urgroßmutter. Das jüngste Teil ist gerade 28 Jahre alt und eine Schularbeit von ihrer Tochter Kathinka, wie Henny Beyer erzählt. Zwischen den in Seidenpapier gut verpackten Kunstwerken befanden sich auch „Haararbeiten“. Ketten, Anhänger, Broschen und kleine Bänder, mit einer Anleitung von der Kunstwerkerin Henriette Wassner von 1831. Die filigranen Schmuckstücke wurden aus menschlichem Haar geflochten, geknotet und geklöppelt. Haararbeiten waren in der Biedermeier-Zeit, dem „Zeitalter der Empfindsamkeit“, sehr beliebt und stellten Zeichen der Freundschaft, Liebe und Erinnerung dar. Neben den Handarbeiten gab der Landfrauenverein Informationen zum weiteren Programm und Gespräche beim gemütlichen Kaffeetrinken an.(sko)