Erster Kaffeenachmittag 2017

                                                                                  



Der Kaffeenachmittag beim Landfrauenverein Wilstermarsch brachte Erinnerungen besonderer Art. Im Freilichtmuseum Molfsee hat das Landfrauenarchiv im Haus Schmielau vor zehn Jahren seinen Platz gefunden und für den Kreis Steinburg ist Helga Schwartkop die Ansprechpartnerin. Sie erläuterte kurz ihre Arbeit und machte auf verschiedenen Ausstellungen, unter anderem „Lebenserinnerungen“, aufmerksam. Landfrauen unterschiedlichen Alters haben Eindrücke aus ihrem Leben aufgeschrieben und bei einigen Veranstaltungen vorgetragen. Frauke Franzenburg hatte jetzt Elke Thamling aus Sommerland sowie Anneliese Egge und Silke Wille aus Beidenfleth eingeladen, um ihre Geschichten zu erzählen. Kurt Schmidt aus St. Margarethen sorgte mit altbekannten Liedern für den musikalischen Rahmen.
Anneliese Egge berichtete über ihre Jugend in der Krempermarsch, dem fünf Kilometer langen Fußweg von Elskop zur Schule und ihrem Umzug nach der Hochzeit nach Beidenfleth. Mit ihrem Mann bewirtschaftete sie einen Bauernhof mit 20 Kühen und einem 34 PS-Trecker. „Da würd‘ heute keiner mehr mit los wollen“, fasste die 88-Jährige zusammen. Ihr Hobby war schon immer die Musik, sie hatte ihre „alte Quetsche“ dabei und spielte mit Kurt Schmidt spontan ein Duett.
Elke Thamling wurde 1933 auf dem elterlichen Hof in Sommerland geboren. Sie kam mit verkürzten Armen auf die Welt und durch zahlreiche medizinische Behandlungen kann sie ein eigenständiges Leben führen. „Es war nicht leicht zu Kriegszeiten als Behinderte, aber ich habe überlebt.“ Mit der Landjugend, deren Kreisvorsitzende sie einige Jahre war, hat Elke Thamling viele Länder bereist, sie hat Autofahren gelernt und arbeitet seit 64 Jahren in einem Baugeschäft. „Ich habe kein langweiliges Leben und sehe allem gelassen entgegen.“ Klaus Rehder wurde 1924 in der Wilstermarsch geboren und hat sein ganzen Leben Tagebuch geführt. Besondere Begebenheiten hat er sich notiert, wie er auch seine Kriegserlebnisse aufgeschrieben und so verarbeitet hat. Als er 1995 mit seiner Frau vom 13 Hektar-Hof in Averfleth ins Altenteil nach Wilster gezogen ist, hatte er sich ein kleines Büro eingerichtet, wo er später mit seiner Enkelin ein Manuskript verfasste. Sie ließ zum 80. Geburtstag daraus ein Buch binden und Silke Wille las jetzt Auszüge aus dem Buch ihres Vaters vor.
Auch Frauke Franzenburg konnte spezielle Lebenserinnerungen vortragen. In einem Nachlass fand sie Briefe ihrer Tante Wiebke, die 1950 mit ihrer Familie nach Australien auswanderte. In den Schriften wird anschaulich die sechsmonatige Odyssee von der Abreise aus der Wilstermarsch bis zur Ankunft in Viktor Habor/Australien geschildert. Die Landfrauen dankten den Vortragenden mit Blumen für ihre Offenheit, die viel Anregungen zu weiteren Gesprächen lieferte (Fotos und Text sko).