Die Landfrauen der Wilstermarsch bereisen Ostfriesland

Rhododendronhecken und akkurat gestutzte Buxbäume jeder Größe entlockte den Landfrauen der Wilstermarsch bewundernde Ausrufe und das Wetter zeigte sich mit Sonne pur von seiner besten Seite. Reisefrau Silke Wille hatte eine 4-Tages-Reise nach Westerstede mit Ostfrieslandrundfahrt organisiert.
 
Nach einer Frühstückspause auf der Autobahn war der erste Halt im Künstlerdorf Worpswede, wo es eine Führung durch den Künstlerwald und den Ort gab. Am Beginn der Wanderung stand der lachende Buddha, der die schönen, freundlichen Seiten des Menschen darstellen soll. Ein Stück weiter stand die Wut, passender Weise vor dem Cafè Verrückt. Mit vielen Informationen über die Entstehung der Künstlerkolonie und den dort arbeitenden Kunsthandwerkern ging es weiter nach Bremen. Ein Spaziergang durch die Böttcherstraße, mit dem Glockenspiel und dem Paula Modersohn-Becker-Haus, die an der Entwicklung Worpswedes maßgeblich beteiligt war. Auch das Schnoorviertel ließ die Reisegruppe nicht aus, wie auch der Rathausplatz stark frequentiert wurde.
 
Am Nachmittag erreichten die Frauen Westerstede und das Hotel Voss, das, direkt an der Fußgängerzone gelegen, mit Pool- und Wellnesslandschaft für Entspannung sorgte. Freundlich und zuvorkommend wurde die Gruppe von Tanja Voss am Abend mit einem Cocktail begrüßt und die Pläne für die kommenden Tage besprochen.
 
Am nächsten Morgen „enterten“ die Landfrauen die Fähre nach Norderney, wo sie bereits ein Bus erwartete. Der Fahrer bewies sich als fremdenführertauglich und fuhr die Damen erklärend über die 13,7 km lange Insel mit ihren zirka 30000 Gästebetten. An der weißen Düne konnten Badewagen von Anno dazumal begutachtet werden und am 54,80 m hohen Leuchtturm vorbei ging es ins Kurgebiet, wo viele im Bistro „Alte Teestube“ ein Krabbengericht und die Aussicht über die Nordsee genossen.
 
Entgegen dem Motto „Dort wo die Ostfriesen hausen, muss man schnell vorüber brausen“ ging es am dritten Reisetag gemütlich durch Ostfriesland. Fremdenführer Erhard Krettek wusste amüsant und informativ über Land und Leute zu berichten. Über Uplengen (das größte Kirchspiel Ostfrieslands), Remels, Hesel, Leer (wo 1610 der Tee von England seinen Weg nahm) und Oldersum (mit Schleuse zum Ems-Seiten-Kanal), Gandersum (mit Emssperrwerk, 476 m lang, 60 m breit, mit dem Segmenttor auf dem Boden) ging es nach Emden, wo ein kurzer Halt eingelegt wurde, um die alten Schiffe im Ratsdelft und das Otto-Huus zu bewundern. Rysum, Pilsum (mit Vieringskirche = vier Kirchenschiffe am Turm), nach Greetsiel zur Mittagspause und weiter über Norddeich (früher Radarstation für die Seefahrer in aller Welt), Norden, Suurshusen (die Kirche dort hat eine Neigung von 5,9 %, der Pisa-Turm nur 4,9) nach Aurich zur Teezeremonie.
 
Der Heimatverein Aurich unterhält dort die „Stiftsmühle“, ostfrieslands größte windbetriebene Kornmühle. Im alten Müllerhaus ist eine Teestube eingerichtet, wo man gemütlich und stilvoll den Tee mit Kluntjes und Sahnewolke genießen kann. Dazu gab es „Bohnensupp-Torte“, die weder für Autofahrer noch für Kinder geeignet ist. „Bohnensupp“ sind in Rum eingelegte Rosinen. Zurück ging es auf der Fehnroute, die durch eine einzigartige Sumpf- und Moorlandschaft führt.
 
Fehn bezeichnen einzelne Landstücke, die in früherer Zeit zur Torfgewinnung bearbeitet wurden. So heißen die Ortschaften dann auch „Mittegroßefehn“ oder „Ostgroßefehn“ und wurden von der Kaufmannschaft Emden gegründet, um Torf als Heizmaterial auf den angelegten Grachten in die Stadt zu befördern. In Wiesmoor bewunderten die Landfrauen die kunstvoll angelegten Gärten an den Einfamilienhäusern. Eine kurze Rundfahrt durch Westerstede beendete die informative Fahrt.
 
Im Hotel erwartete die Gruppe ein maritimer Abend mit dem Shanty-Chor der Marinekameradschaft Westerstede und einem echten Löffeltrunk. Zu dem Korn aus dem Zinnlöffel gibt es einen Spruch, den der Fremdenführer den Frauen bereits erklärt hatte: „Ick seh di – dat freut mi; Ick sup di to – dat do; Ick hab di tosopen – hest den rechten dropen.“ Oder kurz: „Ick seh di – dat langt mi!“ Spaß am Rande mit dem Rand: Der leere Löffel wird auf eine Serviette gelegt, wer den größten Rand hinterlässt zahlt die Zeche.
 
Am Sonntagmorgen verabschiedete Bernd Voss die Landfrauen-gruppe mit Sekt am Bus. Er wünschte eine gute Heimreise, die über Bremerhaven führte. Dort gingen die Reisenden in das „Deutsche Auswandererhaus“, einem Erlebnismuseum, das sehr anschaulich die Situation deutscher Auswanderer und ihre Schwierigkeiten bei der Einreise in Amerika darstellt. Letzte Station der Herbstreise war Bad Bederkesa. In dem Moorheilbad gab es im direkt am Weser-Ems-Kanal und See gelegenen Restaurant „Dobbendeel“ eine Kaffeepause, bevor die letzte Etappe bis Wilster bewältigt wurde (sko).