Reise nach Schottland 

01.07.2010 - 08.07.2010

 

Schottland sollte in diesem Jahr das Ziel sein. Silke hatte zunächst Bedenken, ob der Bus wohl voll werden würde. Unser bewährter Fahrer von Peters-Reisen aus Neumünster, Jan Ewald, schwärmte aber so sehr für dieses Land, so dass er Silke überzeugen konnte, dass es eine Reise wert sei.

Viele langjährige Mitreisende, wie auch ein paar Neue, meldeten sich in kurzer Zeit an und ehe Silke es sich`s versah, war der Bus voll.

 
Donnerstag, 1. Juli

Alle hatten sich dann am 1. Juli morgens um 6 Uhr am ZOB in Wilster eingefunden voller Neugierde, was uns wohl in den kommenden acht Tagen erwarten würde. Es war schon warm, die Sonne schien und unser Ziel für diesen Tag war Rotterdam in Holland, wo wir gegen 16 Uhr eintrafen. Nach der Passkontrolle konnten wir mit kleinem Handgepäck für eine Nacht auf das Fährschiff Pride of Hull der P & O Ferries an Bord gehen. Das üppige Abendbuffet wartete schon auf uns und wir ließen es uns schmecken. Später, beim Ablegemanöver, standen wir an der Reling und staunten über den großen Hafen. Die vielen Öltanks, Windkraftanlagen, rauchende Schlote, ein- und auslaufende Schiffe, Förderbänder, Kohlehalden, welche Logistik steckt dahinter.

Zum Tagesabschluss ließen sich viele von uns noch einen Cocktail gut schmecken.

 

Freitag, 2. Juli

Anlegen in Hull in England. Alles verlief reibungslos und wir setzten unsere Reise fort. Was war hier anders? Die Uhr wurde 1 Stunde zurückgestellt, links fahren war angesagt, die Kinder trugen einheitliche Schulkleidung, viele Schornsteine auf den Dächern und die Entfernungen waren nicht in km, sondern in Meilen angegeben.

In York, einer kleinen gediegenen Stadt, wartete Hauke, ein „junger“ Mann aus Marne, den es vor 20 Jahren nach Edinburgh verschlagen hatte. Er hat diese Reise mit seinem gewaltigen Wissen über Land und Leute in England und Schottland sehr bereichert.

Mittagessen mit Würstchen, Reis oder Suppe wurde wieder, wie immer, am Bus serviert. Zur Kaffeezeit genossen wir die leckeren Kuchen. Fleißige Hände hatten auch für diese Reise 21 Kuchen gebacken, die bis zum letzten Tag ausreichten. Irgendwann überfuhren wir die Grenze nach Schottland und stoppten in Gretna Green. Vielen von uns war dieser Ort schon aus den Medien bekannt als Hochzeitsort. Hier konnten sich auch minderjährige Paare trauen lassen, ohne Zustimmung der Eltern. Ein Schmied hatte die Berechtigung, die Trauung zu vollziehen und die Urkunde wurde in allen Ländern anerkannt. Wie viele diese Gelegenheit wohl genutzt haben? Auch aus unserer Gruppe ließ ein Paar diese Zeremonie über sich ergehen – aber nur wegen des Hochzeitsbildes.

 

Samstag, 3. Juli, 21°

Zunächst ist Glasgow unser Ziel. Eine kleine Stadtrundfahrt und ein Blick in die St. Mungo Kathedrale gehören zum Programm. Wir verweilen dann noch im sehr interessanten Kelvingrove-Museum.

Glasgow, die größte Stadt Schottlands, Universitätsstadt mit 100 000 Studenten wurde 1990 Kulturhauptstadt Europas. Früher war es eine Industriemetropole mit Schiffbau, Spinnereien, Webereien und Sklavenhandel, heute spielt der Tourismus eine große Rolle. Ein paar Kilometer außerhalb der Stadt sind wir mitten in der Natur am Loch Lomond. Wir fahren durch das „Tal der Tränen“ nach Fort William. Tal der Tränen, weil sich hier über Jahrhunderte Engländer und Schotten, oder auch die Clans der Schotten untereinander erbitterte Kämpfe geliefert haben. Die Ländereien sind unter den Clans aufgeteilt und der Chef ist jeweils der Häuptling. Jeder Clan hat durchaus Ländereien von mehreren tausend Hektar. Die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Clan sieht man am Schottenmuster des Kilts, des Schottenrocks.

In Schottland findet man überall gewaltige Schlösser, die den Reichtum widerspiegeln oder Ruinen, die vom einstigen Reichtum zeugen. Es soll hier noch ca. 3000 Burgen und Schlösser geben.

Während dieser Reise wurde die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika ausgetragen. An diesem Nachmittag spielten Deutschland und Argentinien gegeneinander, das konnten sich einige aus unserer Gruppe nicht entgehen lassen und baten Hauke, eine Möglichkeit zu schaffen, das Spiel zu sehen. Ein Pub am Hafen in Inveraray bot die Möglichkeit. Deutschland gewann das Spiel mit 4:0. die übrigen besuchten das in einem wunderschönen Park gelegene Schloss Inveraray. Es wird heute noch bewohnt von der Familie des Herzogs von Argyll. Es war eine sehr interessante Schlossführung und wir erfuhren, dass die von einer Jagd mitgebrachten Fasanhennen von den Frauen gegessen, währen die Hähne für die Männer zubereitet wurden.

Bevor wir Fort Williams erreichten, durchfuhren wir einen Vulkankrater, der vor ca. 70 Millionen Jahren entstanden ist. Wir hätten es sicher nicht bemerkt, wenn Hauke es nicht erwähnt hätte.

 

Sonntag, 4. Juli, zunächst Regen und 13°

Heute wollen wir Ausschau halten, ob wir das Ungeheuer von Loch Ness ausmachen können.

Ein Zeitungsreporte hatte 1933 in großer Aufmachung erstmals von dem Ungeheuer berichtet und dadurch bis heute für viele Besucher in dieser ärmlichen Region gesorgt.

Auf den Berghängen um den See wachsen viele Rhododendren, Farne und Ginster und am Wegesrand viele rote Fingerhüte. Klare Bäche mäandern durchs Land und diese Gegend ist besonders bei Deutschen beliebt zum Lachsangeln oder Hirsche jagen. Wir hatten das Glück 2 Moorhühner zu sehen. Die Flussufer werden hier teuer verpachtet für ca. 1200 – 2000 Pfund die Woche.

Bevor wir Fort Augustus erreichten, hatten wir einen kurzen Aufenthalt bei strömendem Regen an der alten Steinbrücke in Invermoriston.

Unsere Mittagspause verbrachten wir in Fort Augustus. Silke bestand darauf, dass wir unbedingt Haggi`s probierten, im Schafmagen gekochte Innereien mit Haferschrot – ein typisches Essen dieser Gegend.

Weiter ging es nach Urquhart Castle, einer Burgruine direkt am Loch Ness. Die Historie dieser Burg wurde uns durch einen Film nahe gebracht. Nach einem heftigen Regenschauer begaben wir uns auf ein Schiff, dass uns auf dem Loch Ness und weiter durch den Caledonien Kanal nach Inverness brachte. Dieser Kanal wurde 1822 fertig gebaut, um eine Verbindung zwischen Nordsee und Atlantik herzustellen.

Unsere Übernachtung war in Nethybridge und wir mussten uns mit dem abenteuerlichen Fahrstuhl vertraut machen. Ein Dudelsackspieler in seiner schottischen Tracht rundete den Tag ab.

 

Montag, 5. Juli, Sonne und dicke Wolken, 15°

Heute ist Edinburgh das Ziel. Zunächst besuchen wir aber eine Whiskybrennerei. Whisky ist gälisch und heißt Wasser des Lebens. Es wird aus Wasser, Gerste und Hefe gebraut. Der ganze Brauvorgang wurde uns erläutert und am Ende konnte man den edlen Tropfen erwerben. Die ganze Anlage fiel auf durch Sauberkeit und die Toiletten kamen denen eines Luxushotels gleich.

Auf dem Weg nach Ballatar mussten wir eine spektakuläre Brücke überqueren. Die alte Steinbrücke war sehr gewölbt, do dass wir aussteigen mussten, damit der Bus in der Mitte nicht aufliegt. Gott sei Dank, es ging alles gut und wir konnten weiterfahren.

In dem Ort Ballatar gab es viele Geschäfte, die als Hoflieferanten, erkenntlich durch königliche Wappen, ausersehen waren. Der alte Bahnhof aus viktorianischer Zeit fungierte als Museum. Die Ankunft der Königin Viktoria und Gemahl Prinz Albert waren in Szenen dargestellt. Die jetzige königliche Familie verbringt in jedem Jahr den Sommerurlaub im Schloss Balmoral. Wir konnten es nur hinter den mächtigen Bäumen erahnen, aber der kleinen Dorfkapelle statteten wir noch einen Besuch ab.

Wir verlassen jetzt die Highlands. Wollgrasbewachsene Moore und Heideflächen werden seltener. Die Korn- und Kartoffelfelder größer, das Land ebener, die Berge lassen wir zurück, es war eine urige Landschaft.

Für zwei Nächte werden wir in Edinburgh bleiben.

 

Dienstag, 6. Juli, die Sonne scheint, 17°

Wir sind in einem sehr schönen Hotel in der Innenstadt untergebracht. Am Morgen ist ein Stadtspaziergang in zwei Gruppen angesagt. Edinburgh ist die Hauptstadt Schottlands und wurde auf den Endmoränen aus der Eiszeit erbaut, daher verlaufen die Straßenführungen ständig bergauf und bergab. Als wir an der St. Giles-Kathedrale ankamen, probte gerade der Kirchenchor und wir lauschten dem wunderbaren Gesang. Im Nationalmuseum war die Zeit viel zu kurz, um alles anschauen zu können. Der Höhepunkt, im wahrsten Sinne des Wortes, war der Besuch der Burg auf dem höchsten Punkt der Stadt erbaut und gewaltig in ihren Ausmaßen. Mittags um 13 Uhr wird auch heute noch ein Kanonenschuss abgefeuert. Er diente früher dazu, den Leuten mitzuteilen, dass es 1 Uhr ist, denn kaum ein Einwohner besaß eine Uhr. In der Burg sind auch die gut bewachten Kronjuwelen untergebracht. Die Schlosskirche wurde als Gedenkstätte für die Gefallenen des 1. Weltkrieges hergerichtet.

Nach der Stadtführung blieb noch Zeit, um auf eigene Faust in den Geschäften zu stöbern.

 

Mittwoch, 7. Juli, Sonne 19°

Um 8 Uhr hieß es Abschied nehmen von Edinburgh. Wir besuchten unterwegs noch die Melrose-Abtei, eine gewaltige Ruine. Man staunt immer wieder über die mächtigen Kirchen, die es in dieser dünn besiedelten Gegend einmal gegeben hat. Bevor Hauke sich in York wieder von uns verabschiedete, unternahmen wir noch einen Spaziergang durch diesen sehr schönen Ort. Es überraschten die vielen Fachwerkhäuser, kleinen Gänge und der viele Blumenschmuck und natürlich wieder der gewaltige Dom. Auch die Römer und Wikinger haben hier schon ihre Spuren hinterlassen, denn auch sie wussten, wo es sich gut leben lässt.

Weiter ging die Fahrt Richtung Hull, denn wir mussten abends die Fähre erreichen, die uns über Nacht wieder nach Rotterdam bringen würde.

Abends verfolgten wir dann gespannt das Fußballspiel Deutschlang gegen Spanien, welches wir leider mit 0:1 Toren verloren. Wir genossen trotzdem das ausgezeichnete Buffet und der anschließende Schlummertrunk schmeckte auch wieder köstlich.

 

Donnerstag, 8. Juli

Bei Sonnenschein konnten wir gegen 9 Uhr das Fährschiff verlassen, nachdem wir die Uhr wieder eine Stunde vorgestellt hatten. In zügiger Fahrt ging es nun Richtung Heimat. Mittag gab es an der Grenze Holland-Deutschland, in Denekamp. Die letzte Mahlzeit am Bus war dann der letzte Kuchen, der die ganzen acht Tage mit durch Schottland gefahren war, auch der schmeckte noch vorzüglich.

Am frühen Abend, nach 2800 km, kamen wir dann voller neuer Eindrücke, gesund und fröhlich in Wilster an. Wir hatte ein Land kennen gelernt, das so ganz anders war:

Viele Seen, Moore, bewachsen mit Wollgras, unendlich viele Schafe, viele Burg- und Kirchenruinen, mächtige Bäume in den Parks oder auf freiem Feld. Vieles hat uns beeindruckt und wir werden noch lange von dieser schönen Reise berichten können.

Silke, das Ziel war gut gewählt! (Marga Laackmann)