Zweiter Kaffeenachmittag 2019

                                                                                  



Der Landfrauenverein Wilstermarsch hatte wieder zum Kaffee-Nachmittag in das Elbhotel Sell geladen und zahlreiche Landfrauen waren der Einladung gefolgt. Nach der Kaffeetafel referierte Willi Breiholz über die „Legende auf Seilen“, die Tonseilbahn von Alsen. Die Cementfabrik Alsen wurde 1864 in Itzehoe vor dem Delftor gegründet und produzierte damals mit 16 Mitarbeitern 27 Tonnen Zement in einer Woche. 1971 waren es 800 Mitarbeiter, die 24000 Tonnen Zement fertigten. Für die Zementherstellung wurde Kreide aus Lägerdorf und außerdem Ton benötigt. Willi Breiholz erläuterte, dass Ton ein Gemisch feinster Mineralien ist, entstanden vor etwa 200000 Jahren. Ton wird senkrecht mit dem Spaten abgeschält und kann dann erst geschaufelt werden. Der Abbau erfolgte damals im Eichtal, Freudental sowie der Kleinen und der Großen Tonkuhle und wurde mit Pferdewagen über den Sandberg durch die Krämerstraße bis zum Delftor gebracht. Als neue Tonvorkommen in Stadtnähe gesucht wurden, fand Alsen in Nienbüttel, Wacken und Agethorst große Tonlager. Bereits 1895 überlegte man, wie die 15 Kilometer Entfernung überbrückt werden konnten. Nach einer Machbarkeitsstudie wurde bei der Firma Bleichert in Leipzig eine Drahtseilbahn in Auftrag gegeben, die auf 12,5 Kilometer in gerader Flucht auf insgesamt 103 Stützen gebaut und 1908 in Betrieb genommen wurde. Die Kosten betrugen insgesamt 820000 Mark, bei einer Bauzeit von neun Monaten. Gefördert wurden an einem 10-Stunden Tag 400 Tonnen Ton. Die Seilbahn reichte zuerst weder in Agenthorst noch in Itzehoe bis an die Tonkuhle beziehungsweise die Schlemmerei heran, die Mulden mussten per Hand auf Schienen weiterbewegt werden. Erst 1920 kam ein Tonbagger, dreißig Jahre später Förderbänder zum Einsatz.
„Mit dem Wiederaufbau nach dem Krieg wurde überall Zement gebraucht“, erzählte Willi Breiholz. Die Seilbahn wurde verlängert, die Stützen verbessert und die Mulden durch größere mit einem Fassungsvermögen von 830 Kilogramm ersetzt. Nach dem Zusammenschluss der beiden Zementbetriebe in Lägerdorf und Itzehoe wurde die Seilbahn noch einmal mit einer Winkelstation in Mehlbek verändert, machte aber 1977 ihre letzte Fahrt. Die Produktion wurde ganz nach Lägerdorf verlegt und der Ton mit Lkw’s transportiert. Heute zeugen noch Seilbahnmasten am Schütterberg in Itzehoe, in Oldendorf und ein zum Hochsitz umgebauter Mast von der Seilbahn, die jahrelang nicht nur zum Stadtbild von Itzehoe gehörte. Willi Breiholz zeigte neben einem original Tonspaten und einem Betriebsschild auch bewegte Bilder über den Betrieb der Seilbahn  (Fotos und Text sko).