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Der
Landfrauenverein Wilstermarsch hatte wieder zum Kaffee-Nachmittag in
das Elbhotel Sell geladen und zahlreiche Landfrauen waren der Einladung
gefolgt. Nach der Kaffeetafel referierte Willi Breiholz über die
„Legende auf Seilen“, die Tonseilbahn von Alsen. Die Cementfabrik Alsen
wurde 1864 in Itzehoe vor dem Delftor gegründet und produzierte damals
mit 16 Mitarbeitern 27 Tonnen Zement in einer Woche. 1971 waren es 800
Mitarbeiter, die 24000 Tonnen Zement fertigten. Für die
Zementherstellung wurde Kreide aus Lägerdorf und außerdem Ton benötigt.
Willi Breiholz erläuterte, dass Ton ein Gemisch feinster Mineralien
ist, entstanden vor etwa 200000 Jahren. Ton wird senkrecht mit dem
Spaten abgeschält und kann dann erst geschaufelt werden. Der Abbau
erfolgte damals im Eichtal, Freudental sowie der Kleinen und der Großen
Tonkuhle und wurde mit Pferdewagen über den Sandberg durch die
Krämerstraße bis zum Delftor gebracht. Als neue Tonvorkommen in
Stadtnähe gesucht wurden, fand Alsen in Nienbüttel, Wacken und
Agethorst große Tonlager. Bereits 1895 überlegte man, wie die 15
Kilometer Entfernung überbrückt werden konnten. Nach einer
Machbarkeitsstudie wurde bei der Firma Bleichert in Leipzig eine
Drahtseilbahn in Auftrag gegeben, die auf 12,5 Kilometer in gerader
Flucht auf insgesamt 103 Stützen gebaut und 1908 in Betrieb genommen
wurde. Die Kosten betrugen insgesamt 820000 Mark, bei einer Bauzeit von
neun Monaten. Gefördert wurden an einem 10-Stunden Tag 400 Tonnen Ton.
Die Seilbahn reichte zuerst weder in Agenthorst noch in Itzehoe bis an
die Tonkuhle beziehungsweise die Schlemmerei heran, die Mulden mussten
per Hand auf Schienen weiterbewegt werden. Erst 1920 kam ein Tonbagger,
dreißig Jahre später Förderbänder zum Einsatz.
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